Dienstag, 15. April 2008, Wartetag in Baku: „Die Geduldsprobe“
Zwei Ruhetage haben einen großen Vorteil, denn die wirkliche Ruhe setzt erst am zweiten Tag ein. Dieser beginnt mit Ausschlafen und Frühstück. Ich muss um 9 Uhr los an den Fährhafen, um dort die Pässe abzugeben und die Tickets klarzumachen.
Dort am Fährhafen warten schon die Litauer und haben noch nicht viel erreicht. Wenigstens kann ich nach Abgabe der Pässe wieder gehen. Die Fähre fährt, wann der Kapitän will, erst einmal ist sie noch gar nicht da und niemand weiß, wann sie kommt, aber dies sei normal, ich werde aller drei Stunden informiert. Mit diesen Neuigkeiten komme ich dann zurück ins Hotel. Erst einmal ist für Beschäftigung gesorgt, wir putzen die Räder, säubern und ölen die Ketten. Bremsbeläge müssen gewechselt werden und es gelingt mir alle verstellten Schaltungen zu justieren, so dass wir keinen Abstecher zu einem Radladen mit professionellem Mechaniker mehr fahren müssen. Dabei vergehen dann die ersten 3 Stunden und um 13 Uhr gibt es noch keine Neuigkeiten. Dadurch bleibt Zeit für ein paar Einkäufe oder fürs Mittagessen oder für einen Bummel am Strand. Ich quäle mich mit dem Internet und versuche, einige Mails zu senden und meinen Blog auf den aktuellen Stand zu bringen. Währenddessen entfaltet sich das kriminelle Potential in der Gruppe. In der Lobby stehen kleine Fähnchen aller Herren Länder, die genau die richtige Größe für Eckhards Fahnenstange haben, für alle Länder, die wir auf der Tour noch durchqueren gibt es dort Fähnchen.
Bisher hatten wir immer nur unter größten Bemühungen eine Fahne fürs jeweilige Land auftreiben können und nachdem selbst unsre moralischsten Teilnehmer ihre Zustimmung gegeben haben, verschwindet ein Fähnchen nach dem anderen und glücklicherweise bekommt die Dame an der Rezeption nichts davon mit. Als Reiseleiter muss ich hier natürlich schreiben, dass ich von alledem nichts gewusst habe.
16 Uhr gibt es wieder nichts Neues und einige werden unruhig, ob des verschwendeten Tages, doch noch währen der Diskussion klingelt mein Telefon und wir können für 19 Uhr unsere Abfahrt vorbereiten. Pünktlich ist alles verladen und verstaut und wir rollen die drei Kilometer zum Fährhafen. Das Schiff ist zwar immer noch nicht da, aber es wird erwartet. Auf dem Gelände des Fährhafens tummeln sich nun drei Gruppen, die Litauer sind auch schon da und noch ein Fahrzeug von Dragomann Tours, die mit einem umgebauten Fahrzeug durch die Welt trudeln, Ziel natürlich auch Peking. Erst nach einer guten Bierlänge tut sich etwas am Eisenbahnfährterminal. Die Pässe werden ein paar Mal geprüft und wir besteigen die Fähre und verstauen unser Gepäck an der Seitenwand des großen rostigen Seelenverkäufers. Die Kajüten sind schon wieder so schlecht, dass alle es eher lustig finden und wirklich niemand meckert, aber mit dem Schlafsack lässt es sich auch auf der keimigen Matratze für eine Nacht aushalten. Von den Toiletten funktionieren auch nur einige richtig. Das einzige, was wirklich von Anfang an funktioniert, ist die Bar. Also machen wir es uns hier erst einmal gemütlich und warten darauf, dass die Fähre ablegt und wirklich irgendwann gegen 23 Uhr geht ein Ruck durch das Schiff und wir sind auf dem Wasser und Baku verschwindet langsam am Horizont. Kurz nach Mitternacht feiern wir noch ein wenig Roberts Geburtstag, dann geht es schlafen weiter in Richtung Turkmenistan.