Samstag, 12. April 2008, von Gädäbä nach Samaxi, 98 Kilometer, 1606 Höhenmeter: „Pässe im Sonnenschein“
Frühstück ist nicht die Stärke der aserbaidschanischen Hotels. Aber nach den Essorgien der letzten Tage und Wochen tut es mir ganz gut einmal etwas weniger zu essen. Ausgleich bietet jedoch der Geburtstagskuchen, den wir für Rosemaries Geburtstag geordert haben.
Heute erwartet uns ein etwas schwieriger Tag, zwei Pässe stehen im Programm und niemand weiß nichts genaues, wie man im Russischen sagen würde. Vom Hotelfenster hatte ich einen wunderbaren Blick auf einen der höchsten Berge Aserbaidschans, aber nachdem wir auf die Räder gestiegen sind und die Stadt verlassen, radeln wir in eine dichte Nebelwand. Durch diese geht es dann wie durch eine verzauberte Landschaft immer ein wenig bergauf oder bergab. Die andere Gruppe aus Litauen ist auf der gleichen Straße unterwegs und so gibt es einige Möglichkeiten, sich auszutauschen. Unsere Gruppe hat dann ein schönes Picknick bei einem kleinen Teehaus, während sich die andere Gruppe zu einem Friedensgebet mit einer Gruppe japanischer Mädchen trifft.
Nach dem Mittagessen haben sich die Wolken komplett verzogen und es ist schön warm. Die berge werden etwas heftiger als am Vormittag und es geht kräftig bergauf. Noch bevor wir den ersten Pass erreichen habe ich eine schlimme Vorahnung. Wir müssen ganz tief hinab in das nächste tief eingeschnittene Flusstal und dann wieder ganz nach oben. Hinter der nächsten Biegung erweisen sich diese Vorahnungen als richtig. Es geht auf schlechtester Piste 450 Höhenmeter hinunter und auf der anderen Seite wieder hinauf. Doch entgegen meiner Erwartungen steigt niemand ins Fahrzeug, sondern alle kämpfen sich die bis zu 13 Prozent Steigung hinauf. Danach geht es vorbei an einem aufziehenden Gewitter hinein in das Städtchen Samaxi und auch die Unterkunft in Bungalows des Olympiazentrums sind schnell gefunden. Kaum bin ich gewaschen und geduscht, klopft es an meine Zimmertür und davor steht eine schwedische Radlerin, die hier keine Übernachtung hat und natürlich biete ich ihr mein zweites oder drittes Bett in meinem riesigen Zimmer an. Erica radelte bereits von Schweden bis hierher und ist auch nach China unterwegs. Allerdings nimmt sie nicht den direkten Weg, sonder nimmt in Baku einen Flieger nach Pakistan, wo sie sich mit ihrem Vater treffen will. Dann radeln sie gemeinsam über Nepal und Tibet nach China und Peking. Beeindruckend sind die 50 Kilo Gepäck, welche die kleine Frau mit sich herumfährt.
Zum Abendessen geht es in ein Restaurant 15 Kilometer vor der Stadt, lecker wie immer, nur gibt es zusätzlich zum Grill und Salatprogramm leckere Borschtsch- Krautsuppe.
Am 15. April 2008 um 17:16 Uhr
Also Tom!
Bitte seriös bleiben – eine Schwedin klopft an Deine Tür und möchte die Betten mit Dir teilen?? Und das, kurz bevor in Aserbaidschan die Nacht anbrach? Mach Dich bloß nicht strafbar (entweder wegen Pornographie im Ansatz oder wegen Verstoßes gegen die Landessitten).
Aber mach´ nur weiter so – in jedem Falle! Ich lese „sowas“ gerne und im Notfall (Verhör etc.), kannst Du ja entschuldigend Deine angeborene Hilfsbereitschaft geltend machen…
Falls Du wieder jemand mit freiem Oberkörper sehen solltest – einschreiten!
Es grüßt bewundernd (aber auch ein wenig besorgt) der Radkam´rad Rainer, alias Heifisch