Montag, 14. April 2008, Ruhetag in Baku: „Kaviar und Wodka“


Heute haben wir ein Frühstück, welches alle Geschmäcker befriedigt, es gibt Müsli und Früchte, Wurst, Eier und verschieden Sorten Käse und entsprechend gut ist die Laune, zumal wir alle ausschlafen konnten.

Gegen 10 Uhr steigen wir in den Bus zur Stadtrundfahrt, nachdem wir uns ausführlich von Lewan, unserem Reisebegleiter aus Georgien verabschiedet haben. Alle sind ein wenig traurig, denn Leo, wie wir ihn nannten, tat unserer Gruppe mit seiner ruhigen sympathischen Art wirklich sehr gut.

Offiziell leben in Baku 2,2 Millionen Menschen, inoffiziell sind es doppelt so viele, vor allem Einwanderer aus benachbarten Krisenregionen und Gastarbeiter leben hier. Unterwegs treffen wir dann sogar eine chinesische Bauchhändlerin, die sich mit ihrer Familie hier durchschlägt.

Etwas bedrückend ist das Denkmal für den 20. Januar 1990. An diesem Tag wurde von der russischen Armee eine Demonstration blutig aufgelöst, wobei über 120 Menschen ums Leben kamen. Weiterhin gab es Dutzende Soldatengräber aus den Konflikten Aserbaidschans mit Armenien und der „abtrünnigen“ Provinz Nagornui Karabach. Allerdings frage ich mich, ob mit der Anlage eines solchen Memorials nicht die Grundlage für weitere Feindschaft gelegt wurde.

Von dem Denkmal hat man allerdings auch einen hervorragenden Überblick über ganz Baku, vor uns liegt das Kaspische Meer, über das wir morgen schippern wollen und die von der UNESCO geschützte Altstadt. Dahinter eine Woge von Hochhäusern, sicheres Zeichen für ein durch Ölreichtum aufstrebendes Land.

Die Altstadt mit ihrer Stadtmauer und den Gebäuden des ersten Ölbooms im letzten Jahrhundert sind wunderschön renoviert. Überall gibt es kleine Souvenirläden und trendige Restaurants. Eine Bar ist nach dem Tarantino Film“Kill Bill“ benannt und an der nächsten Ecke gibt es „Snatschoks“, kleine Abzeichen aus guten alten Sowjetzeiten. Ich verleihe mir selbst einen kleinen Anstecker mit Leninporträt und der Aufschrift „Für ausgezeichnete Arbeit“, Kostenpunkt 80 Cent.

Danach geht es in den Khanpalast, leider ist es zu warm unds der Palast ist zu gut renoviert, alles ist perfekt, aber es gibt keine alten Ecken für Stöbernasen und so beschließen wir, die Besichtigung nicht unnötig in die Länge zu ziehen, sondern fahren zum Markt.

Dort kaufen wir Kaviar für 120 Euro, schließlich kommen wir so schnell nicht wieder. Das ist zwar viel Geld, macht aber nur drei Döschen a 130 gramm in drei verschiedenen Qualitäten aus. Dazu kaufen wir dann noch Brot, Schinken, Obst und Gemüse und suchen uns eine Teestube, in der wir alles auftischen dürfen. Kombiniert mit einem Schluck Wodka stürzt sich jeder auf sein kleines Häppchen Fischeier…..lecker und wir stellen fest, die billigste und die teuerste Sorte schmecken am besten. Nach einem abschließenden Tee geht es dann zurück ins Hotel und jeder kann den Rest des Tages so verbringen, wie er will. Einige wollen noch ein wenig durchs Zentrum bummeln oder am Ufer promenieren, andere halten einen Spätnachmittagsschlaf und ich sitze den ganzen Abend am Computer und erweise mich meines Ordens würdig.

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