Mittwoch, 9.April 2008 von Signachi zur aserbaidschanischen Grenze und weiter nach Zagatala, 89 Kilometer, 519 Höhenmeter
Die ganze Nacht hat es geregnet und am Morgen gehen immer noch Schauer nieder. Der ganze Himmel ist verhangen und grau, die Berge sind komplett verschwunden und aus dem Tal steigen dichte Nebelschwaden empor. Nur in Richtung Aserbaidschan sieht es nicht ganz so verhangen aus, was uns etwas Hoffnung auf besseres Wetter gibt. Nach dem Frühstück geht es den gleichen Berg, den wir uns gestern Abend noch hinaufgequält haben, wieder hinunter. Wieder führt die Straße durch lange Alleen, doch im Regen und im Dunst hat alles einen gespenstischen Hauch. In einem kleinen Restaurant machen wir einen Teestop und im Laden neben an, finde ich leckeres russisches „Konfetui“ (Schokopralinen), die ich seit mindestens zehn Jahren nicht mehr zu sehen bekommen habe. Wir setzen einen Teil unseres restlichen georgischen Geldes in diese Süßigkeiten um und beschließen, auf ein Mittagessen zu verzichten und uns mit dem Leckereien über die Grenze bis zum Abendessen durchzuschlagen. Nach einer kurzen Regenpause tröpfelt es gemütlich weiter bis zur Grenze. Dort ist schon wieder eine riesige Fahrzeugschlange, aber Lewan kann alles gut organisieren und wir kommen ohne Probleme durch, nur das registrieren der Pässe auf der aserbaidschanischen Seite zieht sich in die Länge, wir stehen alle da und frieren vor uns hin und reparieren nebenbei noch den zweiten Plattfuß des heutigen Tages. Inzwischen treffen auch die ersten Radler der litauischen Gruppe ein und bei den Gesprächen ist es nicht mehr ganz so kalt, zumal es auch noch aufgehört hat zu regnen.
In Aserbaidschan kommt noch ein zweiter Führer dazu, Gurban; alles scheint gut vorbereitet und auch der Gepäcktransfer von einem Fahrzeug zum anderen klappt ohne größere Probleme.
Aserbaidschan erscheint uns auf den ersten Kilometern noch ein wenig grüner als Georgien und das hat auch einen Grund. Wo die Georgier alles in Weinanbauflächen verwandelt hätten sind hier Wiesen und Weiden und wir sehen viele Pferde, Schafe, Kühe und sogar einige Wasserbüffel. Leider gehören auch wieder richtig aggressive Hunde dazu, die Zähne fletschend und wütend bellend neben uns her laufen. Zum Glück traut sich keiner dieser Köter einen Angriff auf eine unserer Radlerwaden.
Der erste Eindruck von Aserbaidschan ist ein positiver, die Straßen haben nicht mehr so viele Löcher und sind gut zu fahren, es ist zwar immer noch ein großer Teil der sowjetischen Fahrzeugflotte auf den Straßen, aber in wesentlich besserem Zustand als in Georgien und auch in und um die Städte sind keine postsowjetischen Ruinen zu sehen. Das Erdölland scheint etwas reicher zu sein, denn die Häuser sind in recht ordentlichem Zustand und überall gibt es nette kleine Läden. Etwas ausgehungert und leicht bergan ziehen sich die letzten zwanzig Kilometer in die Länge. Durch die Zeitumstellung haben wir eine Stunde verloren und so ist es schon fast sieben Uhr als wir endlich unser Hotel in Zagatala erreichen. Heiße Dusche und geheizte Zimmer sorgen für allgemeines Wohlwollen und auch das Abendessen in einem Restaurant etwas außerhalb der Stadt sorgt dafür, dass wir alle der Küche des für uns neuen Landes zugetan sind. Frisches Gemüse, Rukola, Koriander und Zwiebel sorgen für Vitamine, eine starke Hühnerbrühe für Energie und die kleinen Grillteller sind lecker und erinnern ein wenig an die Türkei, wie auch die Sprache, in der sich die „Ü“s schon wieder häufen. Als Getränk gibt es Wasser und Cola und jeder bekommt ein Glas Wodka, die Weinkultur ist hier in dem moslemischen Land nicht so ausgeprägt und der Wodka ein Erbe aus den Zeiten der sozialistischen Verbrüderung mit dem Rest der Sowjetunion.
Am Abend treffen wir in der Hotellobby noch einen verirrten Letten aus der litauischen Gruppe, dem wir ein wenig weiterhelfen und anbieten morgen mit uns gemeinsam nach Sheki zu fahren, da die andere Gruppe das gleiche Ziel hat.