Donnerstag, 10. April 2008, von Zagatala nach Säki, 102 Kilometer, 611 Höhenmeter


Das morgendliche Wetter sieht nicht besser aus, als das von gestern Abend. Es hat die ganze Nacht geregnet und als wir gegen 9 Uhr das Hotel verlassen, radeln wir durch einige kleine Schauer. Der große Kaukasus liegt unter einer dicken Dunsthaube und über die Hügel rechts der Straße schieben sich Wolkenfetzen. Wir radeln eine wunderschöne Walnussallee und einige Bäume sind so alt, dass Marco Polo sie schon gesehen haben könnte. Dahinter liegen riesige Haselnusshaine immer wieder unterbrochen von großen Weiden mit Kühen und immer wieder auch Wasserbüffeln. Nach einer Stunde hört es dann auf zu regnen und ab und zu zeigen sich ein wenig die Berge des Großen Kaukasus. Der lettische Radler von der litauischen „Baltic Cycle“ Gruppe radelt heute mit uns und ist sichtlich beeindruckt von unserer Gruppenfahrweise, die wir bis zum Mittag völlig ungeplant durchhalten. Den ganzen Tag Vormittag radeln wir zusammen und ich kann meine Russischkenntniss ordentlich auffrischen.

Mittagspicknick machen wir zur Hälfte mit mitgebrachten Sachen und ein paar Bratkartoffeln in einem Hochzeitspalast. Hochzeiten werden in Aserbaidschan in Gesellschaften um die 500 bis 100 Leute gefeiert und eine solche Kapazität hat der riesige Saal ohne Zweifel.

Nach dem Essen wird es richtig warm und manchmal schickt die Sonne ein paar Strahlen durch die Wolken. Die Landschaft ist viel weiter als noch heute morgen und es tut dem Auge und dem Herzen gut, durch die grüne, leicht hügelige Ebene zu fahren.

Am Nachmittag biegen wir dann nach links ab. Unseren Zielort können wir schon von weitem sehen. Säki liegt deutlich höher vor uns in einem Seitental, direkt vor einer beeindruckenden Bergkulisse. Es geht kräftig einige Kilometer bergan und für einige ist es fast eine Quälerei durch das 60.000 Einwohner zählende Städtchen bis zum Hotel. Doch der Anstieg lohnt sich, das Hotel ist eine ehemalige Karawanserei, ein gewaltiger Ziegelbau mit einer schweren Holztür. Die Zimmer liegen idyllisch in halbbögigen Gewölben rund um einen großen Innenhof. Viel Zeit für eine Dusche bleibt nicht, denn im Städtchen gibt es noch einiges zu sehen. Früher war die hier ein wichtiges Handelszentrum im Kaukasus und im 18. Jahrhundert hat sich der regierende Khan hier einen Palast errichten lassen. Von außen ist das Gebäude schön, von innen jedoch mehr als beeindruckend. Die Wände und Decken der sonst schlichten Räume sind grandios bemalt, Blumenmotive, Fresken mit Darstellungen von Schlachten zieen sich durch das ganze Gebäude. Das Licht der Abendsonne fällt in bunten Farben auf die Dielen. Die Fenster sind ein buntes Mosaik von Glasstücken in Holzrahmung, ohne Nagel und Klebstoff hergestellt. Die Werkstatt für solche Verglasungen befindet sich neben dem Museum. Der Meister erklärt uns die weltweit einzigartige Technik. Alle Holzstücke müssen sorgfältigst und millimetergenau gekerbt werden, damit man dann diese zusammen mit den Glasstücken in den Rahmen wie ein großes buntes Puzzle einfügen kann. Ein Quadratmeter dieser Arbeit kostet immerhin gute 1000 Euro.

Zurück im Hotel genießen wir das Abendbrot in einem wunderbaren Gewölbe der Karawanserei. Die Nacht in den Zimmern ist sehr kalt, was im Sommer ein Segen ist, wenn die Temperaturen mehr als 35 grad erreichen, macht uns ein wenig zu schaffen und einige packen zusätzlich zum Bettzeug noch ihren Schlafsack aus.

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