Ostersonntag, 22.3.08 , von Amasya nach Havza, 46,1 Kilometer, 330 Höhenmeter: „Diebstahl an den Thermalen“
Wieder so etwas wie ein halber Ruhetag, doch ich wache auf mit leichten Kopfschmerzen, das letzte halbe Bier in der Hotelbar wäre nicht mehr nötig gewesen, aber es war doch ganz angenehm und lustig in geselliger „Männerrunde“, der sparsam bekleideten Sängerin zuzuhören und zuzusehen.
Trotzdem kennen meine Yogafreunde keine Gnade und mein morgendliches Reck-dich-und-streck-dich-Programm findet statt, auch wenn die Balance nach links etwas wackelig ist.
Gegen 9 Uhr ziehen wir los, nicht mit den Rädern, sondern zu Fuß, in die Stadt. Punkt Nummer eins ist eine alte Moschee, die heute als Koranschule dient. Die Jungs sitzen alle mehr oder weniger fleißig über ihren arabischen Texten, die sie auswendig zu lernen haben, ohne auch nur ein Wort zu verstehen, erklärt und Cezmie, einige lassen sich doch gern von der Lektüre ablenken und plauschen lieber ein wenig mit uns „Touris“ und posen freundlich für ein Foto.
Weiter geht es über die Promenade, die wir gestern Abend noch besucht haben, ans andere Ende der Innenstadt, in die aktive Moschee. Auch hier gibt es wieder viel zu staunen und zu sehen, Tempel aller Religionen haben immer etwas großartig-bedrückendes für mich und ich lasse mich ein paar Minuten von der Stimmung in dem riesigen Gebäude tragen.
Über die Brücke geht es ans andere Ufer, schön renovierte Gebäude wechseln sich mit baufälligen Ruinen, noch reicht der Tourismus nicht aus, um alle Gebäude hier zu sanieren, aber ich bin mir sicher, in kurzer Zeit werden sich die Investoren hier um die logistisch wunderbar gelegenen baufälligen Gemäuer streiten.
Eine steile Treppe geht es hinauf zu den hethitischen Gräbern, die hier vor knapp 3000 Jahren für Könige und reiche Persönlichkeiten in den Fels gemeißelt wurden. Viel ist nicht zu sehen in den Anlagen, aber es ist ein kleines Familienmekka und hunderte türkischer Familien erklimmen die nicht immer DIN-genormten Stufen nach oben, manche Oma kann nur mit kräftiger Unterstützung der gesamten Familie nach oben gewuchtet werden. Die Sicht über die Stadt ist herrlich, das Leben bunt, überall blühen Blumen, nur getrübt wird dieser Frühlingstag durch den Smogfilm über der Stadt, der durch die Kohlöfen entsteht.
13 Uhr verlassen wir mit unserer Polizeieskorte die Stadt und obwohl es eine klare Ansage gegeben hatte unterwegs im Zentrum auf eigenen Faust etwas zu essen, sind einzelne Mägen gefüllt und andere geleert. Trotzdem ziehen wir auf der Schnellstraße erst einmal 25 Kilometer durch, die Strecke ist nicht sehr anspruchsvoll, es geht ein wenig hoch und schön schnell wieder runter. Nach einer kleinen Tee und Snackpause geht es dann flugs weiter bis nach Havza, der Verkehr ist zum Teil heftig und am Berg stauen sich bis zu 50 Fahrzeugen hinter uns, die wir dann erst einmal passieren lassen. Die winzige Stadt an sich macht auf den ersten Blick einen etwas bedrückenden Eindruck. Unser kleines Hotel, gekoppelt mit einer Thermalquelle liegt etwas oberhalb. Mir Kassim mache ich noch eine kleine Runde durch die Stadt, wir suchen ein nettes Lokal für den Abend und finden ein winziges Familienresrtaurant. Natürlich gibt es keinen Alkohol, aber wir besorgen ein paar Flaschen Bier, die wir im Kühlschrank des Restaurants hinterlegen. Superleckere Torten gibt es beim Bäcker nebenan und ich freue mich auf Ullis Geburtstag morgen mit den vier verschiedenen Torten, die wir besorgen.
Zurück im Hotel will ich dann in die Thermalquelle, ein dampfendes Pool im Keller. Schon die Luft ist glühend heiß und ich kommen nur dazu, meinen Fuß ein wenig in das für mein Gefühl fast kochende Wasser zu halten und entscheide mich dann doch nur für eine lauwarme Dusche. Die anderen schwimmen in dem Becken herum, in das ich höchstens einen Hummer oder Großgarnelen zum Garen gesetzt hätte. Zurück im Zimmer, ich will mich gerade an den Computer setzen daann der Schock, im Nachbarzimmer ist eingebrochen worden und zwei Potmonnaies, incl. Gruppenkasse sind auf das Sorgfältigste entleert worden, Schaden ca. 800 Euro. Duie Verhandlungen mit dem Chef bringen nichts, vom Personal habe niemand den Schlüssel, also bleibt nur der Weg zur Polizei. Die Gruppe uns checkt noch einmal ihr Hab und Gut, es scheint nichts Anderes zu fehlen und Cezmi und Robert verbringen den Abend auf der Polizeiwache beim Protokollieren, während bei uns anderen im Lokal natürlich keine rechte Stimmung mehr aufkommen mag. Auch nach dem Abendessen gibt es kaum Neuigkeiten und alle verschwinden bedrückt in ihren Zimmern, werden dann aber noch einmal von der Polizei, die sich sorgfältig alles vor Ort ansieht noch einmal kurz herausgeklopft und der es verdichtet sich der Verdacht auf das Zimmer 205, in dem zwei Männer eingemietet waren, die aber am Abend das Hotel verlassen haben und nicht wieder erschienen sind.